Wer bin ich?
Durch die Webseite von Dawn Serra, einer Beziehungscoach und Podcasterin aus Kanada bin ich auf die Idee gestoßen mich in folgendem Format vorzustellen. Du kannst auswählen zwischen einer Speeddating-Variante, einem intimen Abendessen, einem Steckbrief und einer Aufzählung darüber, welche Menschen und Bewegungen mich inspirieren.
Speed-Dating Variante
Mein Name ist Lukas und mein Pronomen ist er/sein. Ich bin 1988 in Wien geboren und habe 29 Jahre in dieser Stadt gelebt, bis ich 2018 nach Berlin umgezogen bin. Ich bin von meiner Ausbildung Sozialarbeiter und Sozialpädagoge, wurde 2015 mit metastasiertem Hodenkrebs diagnostiziert, habe überlebt und auf meinem Heilungsweg Zugang zu meiner Spiritualität und Ressourcen für Heilung gefunden. Ich beschäftige mich viel mit Achtsamkeit, Meditation, Selbstfürsorge und Körperarbeit, aber auch mit queer-feministischen politischen Themen und Fragen um soziale Gerechtigkeit, Diversität und Antidiskriminierung. Ich bin hochsensibel und brauche viel Zeit um die Intensität meiner inneren Gefühlswelt zu verarbeiten. Ich investiere viel Zeit in die Beziehungspflege und bin dankbar für meine engen und innigen Freund*schaften. Meine große Leidenschaft ist Heilung und Körperarbeit. Ich bin fasziniert darüber zu lernen, wie Berührung und Sexualität heilsam eingesetzt werden können und arbeite auch damit als Kuschelescort. Zu meinen Hobbies zählen Kochen, Radfahren, Tanzen, Lesen und Hören von Podcasts, aber auch mal in der Berliner queeren Szene auf kinky und sexpositive Parties zu gehen und meine schwule Sexualität zu erforschen.
Sich-beim-Abendessen-Kennenlern-Variante
Schön sehr früh habe ich gemerkt, dass mit mir manche Dinge irgendwie anders sind. Ich kann mich erinnern, dass ich schon in der Grundschule manchmal weinend in meinem Zimmer saß, da ich das Gefühl hatte keine Freunde zu haben, oder nicht verstanden zu werden. Ich wusste schon mit 12, dass ich schwul bin und kann mich genau erinnern, wie belastend es war, das Gefühl zu haben, ich wäre der einzige schwule Junge. Ich habe acht Jahre Volleyball in einem Verein gespielt und mich mit 15 entschieden das aufzugeben, da ich wusste, dass ich mein queer-sein in dem homophoben Umfeld des Vereins nicht willkommen war.
Ich hatte sonst eine sehr behütete Kindheit, ich komme aus einer Lehrerfamilie und bin von Kindesalter an mit dem Privileg aufgewachsen, dass ich gefördert wurde und die Botschaft bekam, dass ich alles lernen und beruflich werden kann, was ich möchte. Ich merke, wie ich mich immer sehr wohl und an meine Kindheit erinnert fühle, wenn ich in den wiener Weinbergen spazieren gehe, da meine Schule sehr nah am Bisamberg und einem „Weinort“ mit Heurigen / Buschenschanken war. Ich war mit meiner Familie oft im Urlaub, habe andere Länder kennengelernt und wurde auch in der Schule sehr gefördert.
Rückblickend sehe ich, wie sich meine Hochsensibilität auch im Kindes und Jugendalter zeigte. Ich hatte eine sehr feinfühlige Antenne für Konflikte und Agression und litt oft unter den übligen Verhaltensweisen einiger Mitschüler_innen. Gleichzeitig war ich doch recht beliebt, da ich sehr viel Energie aufbrachte, anderen zu gefallen. Ich war der Klassenclown und wurde von vielen Kolleg_innen als angenehmer und treuer Freund geschätzt.
Ich wurde in der Schule aber auch politisiert und war oft extrem wütend auf Rassismus und damals sogenannten Fremdenhass, der in meinem Umfeld omnipräsent war. Ich kann mich genau erinnern, wie mir auffiel, dass an meiner Schule, dem Gymnasium, die meisten Schüler_innen weiß und „österreichisch“ waren und vielleicht gerade Mal ein Fünftel meiner Kolleg_innen eine Einwanderungsgeschichte hatten, während in der Hauptschule nebenan die Mehrheit der Kinder nicht „weiß“ waren, oder Deutsch als Muttersprache hatten und gespürt, dass diese Segregation arme Menschen und Kinder mit so genanntem Migrationshintergrund strukturell benachteiligen.
Jedenfalls bin ich Sozialarbeiter geworden und wollte immer etwas gegen die immensen Ungerechtigkeiten in dieser Welt tun. Ich falle laut dem Persönlichkeitstest von Meyer-Briggs in das INFJ Profil oder „Advokat“ genannt, was anscheinend nur auf 1% der Menschen zutrifft. Mit 20 ging ich zum ersten Mal in Psychotherapie um mich mit Ängsten und meiner Geschichte auseinanderzusetzen.
Leider habe ich nicht gut gelernt auf mein eigenes Wohlbefinden zu hören und war in meinem beruflichen Leben oft unglaublich unter Druck, da ich immer Angst hatte, nicht genug zu können und etwas falsch zu machen.
2015 bin ich dann nur knapp am Tod vorbeigeschrammt, war ein Jahr in Chemotherapie und habe dadurch so viele neue Perspektiven auf das Leben bekommen, wie ich mir das nie vorher hätte vorstellen können.
Durch die Erkrankung habe ich sehr viele spirituelle Erfahrungen gemacht und auf meiner Reise gemerkt, dass ich meine sexuellen und schwulen Anteile auch mit diesen spirituellen Seiten zusammenbringen möchte. Ich habe auf meiner Suche das queere Comunity Center „village.berlin“ und das „Stretch Festival Berlin“ kennengelernt und habe gemerkt, dass mein neues Zuhause dort und somit in Berlin ist. Der Umzug nach Berlin war für meinen Weg wichtig und hat mich bestärkt, wieder mehr zu schreiben und mich beruflich neuzuorientieren.
Derzeit bin ich dabei mich als Körperarbeiter selbstständig zu machen und sehe einen Teil meiner Lebensaufgabe/“Calling“ darin, ganzheitliche Gesundheit, Ressourcen für Heilung und Selbstfürsorge, Achtsamkeit und Spiritualität durch das Erzählen meiner Geschichte für andere Menschen zugänglich zu machen.
Steckbrief
- Geboren, aufgewachsen und Schulbildung in Wien-Florisdorf
- Bachelor Studium in Sozialer Arbeit
- Berufliche Erfahrung habe ich in der Arbeit mit geflüchteten Jugendlichen, mit wohnungslosen Familien und in der Präventionsarbeit gegen sexualisierte Gewalt im transkulturellen Kontext beim Verein samara gesammelt.
- Über sieben Jahre war ich ehrenamtlich im Verein queerconnexion tätig, habe zusammen mit engagierten Menschen Organisationsstrukturen aufgebaut und unzählige Workshops an Schulen und Jugendzentren zu den Themen lesbisch-schwul-bi-pan-asexuell-trans*-Inter* Lebensrealitäten geleitet.
- 2015-2018 war ich in Behandlung mit Operationen und Chemotherapien und zwei Jahre in Erwerbsunfähigkeitsrente, um wieder in meine Kraft zu kommen. 2017 habe ich begonnen diesen Blog zu schreiben.
- 2017 habe ich den ersten Lehrgang des Verein Selbstlaut zur „Fachkraft für Prävention und Intervention bei sexualisierter Gewalt an Kindern und Jugendlichen“ absolviert
- 2018 habe ich am Jahrestraining von Authentic Eros teilgenommen und 28 Tage und Nächte mit einer Gruppe queerer Männer* an intensiven persönlichen Prozessen gearbeitet
- 2019 habe ich meinen Sozialarbeiter-Job im Bereich der Suchthilfe und Arbeit mit Menschen mit chronischen (Infektions-)krankheiten gekündigt, um eine dreimonatige Reise zu unternehmen und mich dem Schreiben und meiner neuen beruflichen Vision zu widmen.
- 2020 Selbstständigkeit als freier Autor und professioneller Kuschler / Berührungscoach
Was hat mich geprägt und wer inspiriert mich?
Viele Bewegungen, Vereine, engagierte Menschen und Gemeinschaften haben meinen Lebensweg geprägt. Durch die Arbeit gegen sexualisierte Gewalt beim Verein samara und in der Fortbildung bei Selbstlaut in Wien habe ich gelernt, wie Kinderschutz und ein aufwachsen ohne Gewalt nur in einer Gesellschaft möglich ist, die sich von patriarchalen, sexistischen, rassistischen, homo- und transphoben, behindertenfeindlichen und allen diskriminierenden Strukturen löst und diese in Richtung Chancengleichheit und Respekt für alle Menschen hin verändert.
Durch die Vereinsarbeit bei queerconnexion habe ich so viele trans*, nicht-binäre und intergeschlechtliche Menschen kennengelernt, die mir gezeigt haben, welche Kämpfe um die Anerkennung von geschlechtlicher Vielfalt noch zu führen sind und wie wir als queere Menschen zusammenarbeiten können.
Durch schwarze Feminist_innen wie Audrey Lorde, Chimamanda Ngozi Adichie oder Tupoka Ogette habe ich gelernt was Intersektionalität bedeutet und warum ich meine weißen Privilegien reflektieren und nützen muss, um einen Beitrag zu Transformation zu leisten.
Durch bekannte Krebsüberlebende wie Louise Hay und Anita Moorjani habe ich erkannt, dass Menschen auch mit miesen Prognose überleben können und, dass ich mich selbst annehmen und lieben lernen muss, um am Leben zu bleiben.
Durch Autoren wie Jon-Kabat-Zinn und Thich Nhat Hanh, sowie die Plum Village Gemeinschaft habe ich über die Kraft der Meditation und die Auswirkungen auf meine Gesundheit gelernt. Spirituelle Lehrer_innen wie Eckhart Tolle, Tara Brach und die Plum village comunity haben mir gezeigt, was es heißt im Hier und Jetzt zu leben und Mitgefühl mit mir selbst zu entwickeln.
Durch das schwule Comunity Center village.berlin habe ich körperlich integriert, dass ich mein Sex- und Beziehungsleben selbstermächtigend, bestärkend, ohne Scham und im Einklang mit meiner Persönlichkeit leben kann. Viele queere Männer* haben mir gezeigt, wie Berührung heilsam sein kann und queere Menschen Teil des Göttlichen sind.
Durch Die Arbeit von Menschen wie Brené Brown, Betty Martins und Meg-John Barker habe ich über Konsens und die radikale Kraft gelernt, Grenzen zu setzen. Gerade lerne ich von Aktivist_innen wie Dawn Serra, Kai Chen Thom und vielen anderen, was „pleasure activism“ bedeuten und wie Lust zur Traumaheilung beitragen kann.
Es gibt noch unendlich viele Menschen, vorallem alle meine Wegbegleiter_innen, Freund_innen und Familie, von denen ich lerne, die mich inspirieren und denen ich danken muss. Denn ohne deren Unterstützung, hätte ich nicht überlebt und würde jetzt nicht diesen Blog schreiben. Danke meinen Eltern Rainer und Helga, meiner Schwester Kathrin und meinen Nichten Emilia und Marlene. Danke an meine erweiterte Familie Emrah, Paul, Martin, Noel, Cuchi, Vera, Christa, Doris, Emine, Raina, Benjamin, Sasa, Uros, Milos, Lian, Martin, Aran, Thanos, Phil, Martin, David, Gesine und vielen vielen mehr für alle die Unterstützung!
So jetzt hast du mich etwas näher kennengelernt! Ich mag auch Dich und meiner Leser_innenschaft kennenlernen. Wer bist du und wie bist du auf diesen Blog gelangt? Welche Themen beschäftigen dich? Schreib mir gerne ein Kommentar unter diesen Post, oder auch auf Facebook oder Instagram!
Auf den nächsten Seiten kannst du lesen, was ich über Geschichten erzählen denke, wie ich Sprache verwende, was meine Werte sind und mehr über meine Vision und Mission zu erfahren.