Bevor ich von meinen Erfahrungen mit dem Fasten schreibe, nochmal ein Hinweis: Ich bin kein Arzt und kann nicht beurteilen, wie deine körperliche Verfassung ist und ob Fasten für dich sinnvoll ist. Der Text soll nur meine Erfahrung mit Fasten reflektieren. Wenn du fasten möchtest, dann informiere dich bitte genau und halte bei Bedarf mit deinem Arzt_deiner Ärztin Rücksprache. Fasten ist kein Allheilmittel und manchmal auch genau nicht der richtige Weg, beispielsweise bei Essstörungen. Wie bei allem Artikeln gilt; das soll nur ein kleiner Anstoß sein, bitte schau genau ob/was für dich passt und hole selbst Infos ein. Im ersten Teil dieses Artikels habe ich versucht die Wirkmechanismen und etwas an Forschung zu Fasten zu beschreiben. Hier soll es nun um meine Erfahrungen gehen:
Wie habe ich gefastet?
Ich selbst habe während meiner Chemotherapie drei Mal gefastet und danach und beim Schreiben dieses Artikels auch noch zwei Mal. Dabei habe ich immer zwei ganze Tage nach der Buchinger-Methode gefastet. Das heißt ich habe an zwei Tagen, nur Tee und Wasser getrunken, sowie eine Portion selbst gekochte Gemüsebrühe (ohne feste Bestandteile) und ein Glas frisch gepressten Obst/Gemüsesaft. Vor und nach dem Fasten habe ich versucht „Entlastungs- und Aufbautage“ einzulegen. Das heißt ich habe mich vegan und möglichst vollwertig ernährt, also ohne Zucker, Kaffee, Brot/weißem Mehl usw. Dadurch wird der Magen vor dem Fasten entlastet, bzw. danach langsam wieder aufgebaut. Dies ist besonders wenn man länger fastet (z.B. eine Woche) besonders wichtig.
Ich habe nicht wirklich etwas gemacht um den Darm zu entleeren / also abführende Mittel genommen, oder einen Einlauf gemacht, was jedoch als ein wichtiger Baustein beim Buchinger-Fasten angeführt wird. Wenn ich diesbezüglich Erfahrung habe, werde ich den Artikel überarbeiten.
In den beiden bei den Ressourcen angeführten Büchern, die ich besorgt habe, sind von Theorie, Tipps zur Vor- und Nachbereitung und Rezepten viele Infos enthalten.
Insgesamt habe ich also circa 60 Stunden jeweils nichts gegessen, gerechnet von Abendessen bis Frühstück am dritten darauffolgenden Tag. Das entspricht also in etwa der Zeit, die der Körper benötigt, um vom Ernährungsprogramm I / Essen zum Programm II Ernährung aus den Fettreserven umzustellen und das „Schutzprogramm“ der Zellen zu aktivieren.
Bei der Chemotherapie habe ich immer vor Therapiestart gefastet, einschließlich eines Aufbautages. Wenn ich also am Montag mit der Chemo begonnen habe, habe ich am Donnerstag einen Entlastungstag gehabt, Freitag und Samstag gefastet und am Sonntag wieder den Aufbautag gemacht. Ich glaube während der Chemotherapie hätten mich meine behandelnden Ärzt_innen einerseits nicht fasten lassen, andererseits könnte ich mir vorstellen, dass mir sehr schlecht geworden wäre. Besonders während meiner ersten Chemotherapie war ich stark von Übelkeit geplagt, was vor allem am Medikament Cisplatin lag. Auf nüchternen Magen Chemotherapie zu bekommen, löst bei mir ein sehr skeptisches Gefühl aus. Jedoch habe ich natürlich keine wirkliche Grundlage auf der ich da argumentieren kann, es gibt dazu leider noch wenig Forschung und deswegen wenig Erfahrungswerte. Auch bei der Untersuchung der University of southern California haben die teilnehmenden Menschen meines Wissens nach immer an den Tagen vor der Chemotherapie gefastet.
Wie ist Fasten für mich? Welche Effekte nehme ich wahr?
Für mich war Fasten eine fast revolutionäre Erfahrung. Dies einerseits psychisch, körperlich und spirituell.
Psychisch habe ich mich unglaublich stark gefühlt. Dass ich, geschwächt von Chemotherapie, es recht problemlos geschafft habe zwei Tage nichts zu essen, gab mir ein Gefühl ein Superheld zu sein. Ich finde es ist ein sehr schönes Gefühl zu spüren, dass der Körper so widerstandsfähig sein kann. Auch bei meinem jetzt gerade durchgeführten Fastenzyklus habe ich dieses Gefühl wieder bemerkt.
Ich finde, dass Fasten einen sehr großen Effekt auf Psyche und Geist hat. Mir werden Emotionen und Themen, die mich beschäftigen, sehr stark bewusst. Also nur zur Vorwarnung: Es können durchaus auch „negative“ Dinge auftauchen. Deswegen wird von Fastenärzt_innen empfohlen sich Unterstützung im sozialen Umfeld zu suchen, sich möglichst frei zu nehmen und Ressourcen zu haben, falls Emotionen wie Trauer, Schmerz, Wut oder sonstiges auftauchen.
Körperlich habe ich gemerkt, dass ich viel feinfühliger in meinen eigenen Körper hinein spüren kann. Ich nehme mich und viele Dinge viel bewusster wahr und finde, dass sich ein ganz spezielles Gefühl an sich im Körper einstellt. Ich fühle mich schon auch müde und hatte jetzt im Sommer auch etwas Kopfschmerzen. Für den Körper sind die ersten zwei drei Tage bis zur Umstellung eine Zeit in der „Wehwehchen“ auftauchen. Es wird auch manchmal von „Fastenkrise“ gesprochen. Ist diese Zeit überwunden, berichten viele Leute von sehr euphorischen Gefühlen. Dazu habe ich eben keine Erfahrung, weil ich noch nicht so lange gefastet habe. Ich habe aber auch durchaus wahrgenommen, dass ich mich beim Fasten sehr energiegeladen fühle und auch Radfahren, spazieren gehen, ausgehen etc. kann.
Geistig: Ich denke, dass der Hauptbenefit des Fastens für mich in der Unterstützung von Achtsamkeit und der tieferen Verbindung zu sich und der Umwelt liegt. Ich denke, es funktioniert dann am Besten, wenn die innere Einstellung wirklich passt.
In den Büchern, die ich gelesen habe, wird empfohlen sich die Fastenzeit als Auszeit für sich selbst zu nehmen und genau zu spüren welche Bedürfnisse da sind und dem nachzugehen. Für mich geht es in dieser Zeit ganz viel um Selbstfürsorge.
Ich nehme mir z.B. für die beiden Fastentage nichts vor, sodass ich ganz frei schauen kann, was ich machen mag. Ich versuche schöne Dinge für mich zu machen, wie besonders achtsam langsam und genussvoll gute Tees zu trinken, viel zu schlafen, zu meditieren, wenig Computer/ Bildschirmtätigkeit zu verrichten, ein gutes Bad zu nehmen, zu Lesen, mit Wärmeflasche und Kuscheldecke zu entspannen, mich zu bewegen, so wie ich Lust habe, Leute zu treffen, wenn ich das will, oder eben auch viel allein und zurückgezogen zu sein. Es passt finde ich auch zum Gefühl, das im Körper entsteht, die fastenden Tage einfach möglichst achtsam mit sich zu sein. Plakativ kann gesagt werden: Fasten ist Verzicht auf physische Nahrung, und das Auftanken mit geistiger Nahrung.
Gründe und Motivationen für Fasten
Hier fasse ich nochmal meine Ideen zusammen was für oder gegen Fasten sprechen könnte, genauere Informationen dazu findest du z.B. im Buch von Françoise Wilhelmi de Toledo:
Ja |
Nein |
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Körper |
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Psyche |
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Geist |
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Ressourcen
Alle Links, die für mich zum Thema Fasten interessant sind/waren habe ich beim Theorieteil angeführt. Die zwei Anleitungen zum Selber Fasten nach der Buchinger Methode sind nochmals auch hier. Nur zur Info: Es gibt bestimmt viel mehr Bücher noch, ich habe nicht dutzende Anleitungen verglichen und befunden, dass diese die besten sind, sondern bin „zufällig“ darauf gestoßen.
Wilhelmi de Toledo, Francoise / Hohler, Hubert (2010): Buchinger Heilfasten. Die Originalmethode. TRIAS Verlag, Stuttgart
Buchinger, Andreas (2013): Buchinger Heilfasten.TRIAS Verlag, Stuttgart, 3.Auflage